Wappen Notthafft Familie Notthafft

Alt- und Neubeuern (von 1642 bis 1739, also für 97 Jahre in Notthafft-Besitz)

Neubeuern aus nördlicher Richtung
Neubeuern aus nördlicher Richtung (Foto: H. Stark, 2008)
Beuren ist eine alte Siedlung und wird bereits im Salzburger Indiculus von 789 erwähnt, in dem Bischof Arno von Salzburg die von den Agilolfingern seiner Diözese gestifteten, weit zerstreut liegenden Besitztümer hatte aufzeichnen lassen. 976 tauschte Erzbischof Friedrich I. die Kirche in Pura mit dem Zehnten und alles umliegende Land mit allen Rechten gegen verschiedene Güter des Bayerischen Pfalzgrafen Aribo I. in Rattenberg. Vor 1205 gelangte Beuren zusammen mit Kufstein und der Lehenshoheit über die Grafschaft im unteren Inntal an das Hochstift Regensburg. Von den Burgen Alten- und Neubeuern wird schließlich erstmals 1234 gesprochen, als Bischof Siegfried von Regensburg den Schutz der beiden Burgen dem Grafen Konrad von Wasserburg übertrug.
Neubeuern wurde 1388 vom Hochstift Regensburg für 5.500 Gulden an Hartprecht von Harskirchen veräußert, dessen Nachkommen die Burg und ihre Zugehörungen bis 1403 besaßen. Dann kam sie in den Besitz der Herrn von Thurn, die sie in den nächsten 150 Jahren zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft ausbauten. Altbeuern war
Das Allianzwappen Notthafft-Thurn
Das Allianzwappen Notthafft-Thurn am Chorbogen der Kirche in Neubeuern erinnert an die Ehe Johann Sebastian Notthaffts mit Maria Katharina Freiin von Thurn (Foto: H. Stark, 2008)
1353 für 820 Pfund Regensburger Pfennige an Ekholf von der Wart verpfändet worden; 1364 wird dann Albrecht Closner zu Gern als Besitzer Altbeuerns erwähnt. 1379 verkauften Eberhard und Hans Closner "ihr eignes Haus und Feste Altenpawn" an Herzog Otto von Bayern. 1628 gelangte schließlich auch Altbeuern an die Freiherrn von Thurn.
Um 1639 verheiratete sich Johann Sebastian Notthafft von Weißenstein auf Niederhatzkofen, ein Sohn von Leo II. aus der Bodensteiner Linie der Familie, mit Maria Katharina Freiin von Thurn. Sie war eine Tochter des kurbayerischen Kämmerer und Landsteuerers Georg Freiherrn von Thurn auf Alt- und Neubeuern, Au, Rohr und Nußdorf, mit dem die Familie von Thurn 1642 ausstarb.1 Am 9. Juni 1655 kamen die Thurn'schen Erben überein, ihr Erbe gegenseitig nicht anfechten zu wollen. Den Vertrag unterzeichneten Johann Sebastian Notthafft, seine Frau Maria Katharina, Albrecht von Frauenhofen und dessen Frau Anna, wohl eine Schwester Katharinas, und Wolf Dietrich von Thoerring.2 Am 31. Dezember 1663 belehnte Bischof Johann Georg von Regensburg unseren Johann Sebastian als Lehenträger seiner Frau und deren Schwester, M. Insanne Freiin v. Spiering, beide geborene Freiinnen zu Thurn, mit dem Zehnt zu Neubeuern.3
Johann Sebastian, der 1632 der juristischen Fakultät der Universität Ingolstadt seine Dissertation vorgelegt hatte, bekleidete seit 1636 das Amt des Hofoberrichters in Landshut. 1640 wurde er, tituliert als kaiserlicher und kurbayerischer Hofrat und Hofoberrichter, in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Von 1645 bis 1648 war er Verweser des Vicedomamtes und von 1648 bis zu seinem Tod 1664 tatsächlicher Vicedom in Straubing. Er starb am 17. September 1664 und wurde in der Straubinger Karmelitenkirche zur letzten Ruhe gebettet.
Alt- und Neubeuern findet nach Johann Sebastians Tod im Besitz von Franz Joseph und Georg Christoph Cajetan Ferdinand Notthafft, seinen beiden jüngeren Söhnen. Franz Joseph erscheint erstmals 1653 als Pfleger zu Mattighofen im Innviertel. 1673 erbte er von seinem Schwiegervater Johann Matthias Frhr. v. Pientzenau, dessen Tochter Maria Eleonora er geheiratet hatte, die Hofmark Oberpöring bei Deggendorf. 1675 wurde er zum kurbayerischen Kämmerer ernannt. 1690 urkundet Franz Joseph als "Freiherr von Weißenstein auf Ober- und Niederhatzkofen, Neu-Peuren und Oberpoerring, des Kurfürsten in Bayern Kämmerer, Hofrat und Pfleger in Mattighofen, dann Gemeiner Landschaft in Bayern, Rentamt Straubing, Mitverordneter und Landsteuerer".4 Er starb am 19. Dezember 1707 in Landshut. Sein Sohn Johann Joseph Anton Ignatz verkaufte 1739 seinen Anteil an Neubeuern und die Anteile seiner Schwestern Violanta und Josepha - insgesamt 93 einschichtige Untertanen - an die Grafen von Preysing.
Georg Christoph Cajetan Ferdinand der am 18. August 1662 geborene jüngste Sproß Johann Sebastians, der nach einigen Jahren beim Militär eine Stelle als Regierungsrat in Landshut erhalten hatte und 1685 zum kurbayerischen Kämmerer ernannt wurde, heiratete 1690 Maria Barbara Frfrl. v. Closen zu Arnstorf und Gern. Von 1713 bis 1739 war er Pfleger in Rottenburg an der Laber. Am 21. Oktober 1722 bezeugte "Cajetan Ferdinand Notthafft zu Niederhatzkofen, Gitling und Grueb auf Oberpöring, Alt- und Neupeuern, kurfürstl. Durchl. in Bayern Geheimer Rat, Kämmerer, Vicedom in Landshut und Pfleger zu Rottenburg, dann geheimer löbl. bayerischer Landschaft Mitverordneter" eine Ahnenprobe für Anna Maria Gräfin zu Toerring-Seefeld, Gemahlin des Fürsten Meinrad von Hohenzollern-Sigmaringen.5 1723 wurde unter ihm das Schloss Niederhatzkofen in seiner Barockform vollendet. Cajetan Ferdinand starb am 9. Juni 1737 und wurde in der Stiftskirche in Landshut neben seiner bereits 1710 verstorbenen Gattin beigesetzt.
Brunnen mit der originellen Florians-Skulptur Brunnen mit Florians-Skulptur Notthafft-Wappen am Brunnen
Auch der 1912 durch Julie v. Wendelstadt gestiftete Brunnen mit der originellen Florians-Skulptur
auf dem Marktplatz von Neubeuern trägt am Becken das Notthafft-Wappen (Foto: H. Stark, 2008)

Die übrigen ehemals notthafftischen Anteile an Neubeuern veräußerte die Gräfin Marie Elisabeth Ruepp auf Falkenstein 1741 an Max von Preysing. — Altbeuern war 1598 an die mit den Pinzenauern verwandten Maxlrainer und an die Notthafft gekommen. 1742 verkaufte Johann Veit Maxlrainer seine Anteile an den Gütern Alt- und Neubeuern, Rohr und Nußdorf, darunter auch den von seiner Tante Maria Katharina Notthafft, geb. Freiin von Thurn, ererbten Anteil, an den Bischof von Chiemsee, Johann Franz Graf von Preysing.6
Michael Wening schreibt in seiner 1701 fertig gestellten Beschreibung des Rentamtes München:
"Dieses Schloß, Marckt und Hofmarch in Ober Bayrn, Renntambt München, Gericht Rosenhaimb, Ertz-Stüfft Saltzburg, nechst an dem Yhn-Fluß, zwey Stundt von der Tyrollischen Gränitz entlegen. Hat glaublich seinen Namen von dem nechst ligenden Orth Alten-Peyrn bekommen, allwo noch die Rudera unnd altes Gemäur des vorigen Schloß vorhanden. Jetziges Schloß-Gebäu ligt auff einem hohen gähen Felsen, nach alter Manier gebauet und mit einer Ringmaur umbgeben. Hat auff etliche Meil Weegs freyes Außsehen und deßwegen auch frischen gesunden Lufft. Dises solle sambt dem Marckt gmaubwürdiger Aussag nach, schon vor etlich hundert Jahren seyn erbauet und als ein Herrschaft bereits Anno 1101 von Graf Heinrich zu Frontenhausen, Teyschbach und Mödling, aus dem alten Geschlecht der Wolfen behauptet, nach seinem Todt aber an dessen Sohn Conradum II. Bischoff zu Regenspurg Erblich gelanget seyn, der es dann hernach zu selbigem Hoch-Stüfft würcklich gebracht. Sein Successor aber hat es Anno 1338 an Herprechten Harschkirchner zu Zangberg und diser Anno 1400 dem Wollfarten von der Albm, Anno 1403 aber an Herrn Jacob von Thurn durch Kauff überlassen, dessen Erben es vor etlich Jahren noch inngehabt, biß dise Familie gäntzlich abgestorben.
Neubeuern um 1700
Neubeuern um 1700 - Kupferstich von Michael Wening

Dermahlen ist Neuen-Peyrn ein Commun-Guet und Hofmarch dern Herrn Grafen Maximilian Johann Frantz von Preysing etc., Obrist-Cammerer in Bayrn etc., dann Herrn Frantz Josephen und Felix Joachim Notthafften, beeden Freyherrn von Weissenstein etc. zugehörig. In Mitte des Schloßhofs stehet ein Capell / dem H. Augustino zu Ehren geweyhet, außer diser aber befindet sich ein dreissig Klaffter tieff im Felsen außgehauter Brunn neben einem dick und hohen Thurn, bey dessen Eingang ein altes Mühlwerck, so man glaublich in Feinds-Zeit gebrauchet, zu sehen ist. Im obern Theil aber, wie auch in der Rist-Cammer, seynd noch allerhand Waffen und Gewöhr nach alter Tracht und Art vorhanden, bevorab Schild, worauff der Herren von Thurn, als voriger Innhaber Stamm-Wappen gezeichnet. Diese Herrschafft hat die Freyheit auff den Yhn zu fischen und andere Privilegia mehr.
Deckengemälde in der Kirche zu Neubeuern
Das Deckengemälde in der Kirche zu Neubeuern zeigt eine Ansicht des Schlosses aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts (Foto: H. Stark, 2008)
Am Fuß deß Schloß-Bergs ligt der Marckt, sauber und wol erbauet, gepflastert und mit einer Ringmauer, auch zwey Thoren versehen. Haltet neben wochentlicher Schrannen zwey Jahrmärckt, die Innwohner aber seynd meistentheils wol erfahrne Schiffleuth. Auff dem Marckt-Platz stehet U. L. Frauen Gottshauß, nach Rohrdorff Pfarr gehörig, darinn ein von Holtz geschnitzletes Marien-Bild fast bey 200 Jahren her wegen Hülffreicher Wunder-würckung verehret wird. Übrigens gibt es allhier zwey gute Herrschafftliche Mühlen und Schliffstain-Brüch, deren Gattung in und ausser Landts in Mänge verführet wird. Das neu und fein erbaute Bräuhauß ist obgedachten Herrn Grafen von Preysing etc. zu dero Commun-Theil allein zuständig und erst Anno 1690 deroselben wegen trew geleisten hohen Diensten Gnädigist concedirt worden. Allhero gehören auch die zwey Sitz und Sedlhöf zu Rohrdorff, warvon aber weiter nichts besonders zu melden."

Die Beschreibung des Schlosses Neubeuern im einschlägigen Kunstdenkmälerband ist dagegen eher dürftig. Es heißt dort: "Das Schloss (Abb. bei Wening, Rentamt München 1701 Taf. 171) liegt über dem Innthal auf einem Felskegel, der den Vorbergen des Priengebirges vorgelagert ist.
Die ältesten Theile des vielfach, besonders auch in neuester Zeit, umgebauten, malerischen Schlosses gehen in die romanische Bauperiode, in das 12. bis 13. Jahrh., zurück. So der quadratische isolirte Bergfrid, der im Erdgeschoss grosse Quadern zeigt, dann kleinere Steine, verfugt, dann wieder grosse, nicht verfugt, endlich oben wieder kleinere Steine mit eingerissenen Fugen. Das oberste Geschoss mit den Zinnen modern umgestaltet. Der ursprüngliche Eingang war über dem Erdgeschoss an der Ostseite (der Angriffsseite entgegengesetzt), rundbogig, jetzt vermauert. Die Öffnung gegenüber war ein Fenster. Die Mauerdicke des Erdgeschosses misst 2,17 m.
Einen romanischen Kern enthält auch noch die Schlosskapelle St. Augustinus (Mayer-Westermayer II, 757) in der romanischen halbrunden Apsis, welche ein vermauertes rechteckiges Schartenfenster zeigt. Auf Veränderungen in der Gothik deuten die im Kielbogen geführte kleine Sacramentsnische in der Apsis und die hinter dem Choraltar noch sichtbaren Anfänge eines Netzgewölbes mit schwachen dreieckigen Rippen, wohl aus der Zeit um 1600. Im übrigen erhielt die Kapelle ihre gegenwärtige Form durch einen Umbau. Da der Maurermeister Millauer von Hausstädt nach Oberb. Archiv V, 381 im Schlosse Neubeuern gebaut hat, und die Schlosskapelle in der Anordnung der rechteckigen Nischen in den Ecken des Langhauses (vgl. Berbling, Reisach) und in der Westfassade (vgl. Schwarzlack) die Art des Hausstädter Meisters verräth, so darf man den Umbau dem Philipp Millauer zuschreiben.
Die Kapelle hat ein Langhaus, dessen Ecken innen abgeschrägt und mit rechteckigen Nischen versehen sind, mit 2 Jochen und eingezogenen Chor mit 1 Joch und halbrundem Schluss. Ionische Pilaster mit umlaufendem Gesims tragen ein Muldengewölbe. Westempore. Gute Stuckdecoration der Wessobrunner Schule in geringem Relief: Muschelwerk mit einzelnen Blumenzweigen und Engelsköpfchen, in der Art des Münchener Hofstuccators Johann Zimmermann von Wessobrunn.
Schloss Neubeuern
Das Aussehen des Schlosses Neubeuern wird heute vor allem durch den in den Jahren 1904 bis 1908 entstandenen Neubau geprägt. (Foto: H. Stark, 2008)
Choraltar von Stuckmarmor, barock, um 1720—1725, mit dem Altarblatt des hl. Augustin. Mehr Beachtung verdienen die beiden Seitenaltäre in den Nischen der Ostecken des Langhauses.
Auf dem linken in weissem, zum Theil vergoldeten Rahmen mit dem Preysingischen Wappen und Guirlanden vorzügliches Stuccorelief der Taufe Christi; darunter ebensolches Relief mit dem Brustbild des hl. Johannes Nep. Auf dem rechten Seitenaltar in gleicher Umrahmung Relief des Martyriums St. Sebastians; darunter Brustbild St. Florians. Die Reliefs in Alabasterton mit wenig Vergoldung an den Gewändern. Sehr gute Arbeiten.
Im Erdgeschoss des nördlichen Schlossflügels haben sich noch einige Gewölbe mit Gurten auf Pfeilern und 2 Spitzbogenthüren erhalten, gothisch. Ebenda ein Lavabo aus rothem Marmor mit der Jahreszahl 1618."7
Über Altenbeuern erfährt man aus dem selben Band folgendes: "Ruine Althaus. Nach Apians Topographie (Oberb. Archiv XXXIX, 94) identisch mit der Burg Altenbeuren. Zur Gesch. vgl. Oberb. Archiv IV, 239 ff. Gelegen ½ Stunde östlich vom Dorf Altenbeuern auf einem nach Nord und Süd steil abfallenden Hügel. Soweit die spärlichen Mauerreste eine Vermuthung erlauben, kann man annehmen, dass die Umfassungsmauern den Unregelmässigkeiten des felsigen Untergrundes sich anschlössen. Die Länge von West nach Ost betrug etwa 35 m, die Breite von Nord nach Süd schwankt zwischen 7 m (Westende) und 14 m (Ostende). Aufgehendes Mauerwerk ist nur mehr wenig an der Süd-, etwas mehr an der Nordseite (H. etwa 4 m) erhalten. An der Nordseite zeigt sich die Mauer als Füllwerk mit vorgeblendeten, meist gar nicht oder nur roh behaltenen Steinen in ungleichen Schichten. An der Südseite ist nur mehr der Mauerkern sichtbar. An der Nordostecke ein vorspringender Mauerrest, wohl die Stelle, wo nach dem Oberb. Archiv IV, 239 ein Thurm stand. An der Südwestseite, wo der Aufgang war, ein Graben, jetzt von allen Seiten schwer zugänglich."8

Nach Bränden in den Jahren 1890 und 1893 ließ der damalige Schlossbesitzer Jan Wendelstadt in den Jahren 1904 bis 1908 durch den Münchener Architekten Gabriel v. Seidl den Ostteil des alten Schlosses durch einen Neubau im Stil der Neorenaissance ersetzen, wodurch das Schloss sein heutiges Prospekt erhielt.9

Harald Stark

1 FamG I, S. 528
2 FamG I, S. 530
3 FamG I, S. 531
4 FamG. I, S. 546
5 FamG. I, S. 540
6 FamG. I, S. 549; die übrigen Angaben stammen aus: Gertrud Diepolder, Richard van Dülmen & Adolf Sandberger: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 38: Die Landgerichte Rosenheim und Auerburg und die Herrschaften Hohenaschau und Wildenwart, München 1978, S. 66 - 71.
7 Gustav v. Bezold, Bertold Riehl, G. Hager: Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes Oberbayern, V. Theil: Bezirksamt Ebersberg, Bezirksamt Miesbach, Stadt und Bezirksamt Rosenheim, München 1902 (zitiert KDM V....), S. 1633 f.
8 KDM V., S. 1571
9 Evelin & Henning v. Rochow: Neubeuern am Inn, Raubling 1999, S. 22

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