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Das östliche Tor zum Schlossgut Blaibach (Foto: Harald Stark, 2005)
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Wie das Matrikelbuch des Klosters Reichenbach verzeichnet, erhielt es um 1182
ein Hofgut in "Plaichpach" zum Geschenk. Ein weiteres Gut stiftete Heinrich von
Ramsber 1293 dem Kloster. Knapp ein Jahrhundert später, im Jahr 1387, erhielt
Ulrich der Chamerauer zum Haidstein tauschweise mehrere Reichenbacher Güter in
Blaibach.
1370 wird in Blaibach erstmals ein Adelssitz kundbar, nach dem sich "Dietreich
der Götlinger von Playchpach" nennt. 1401 erscheint Albrecht Sattelboger als
Inhaber desselben und 1416 verkaufte Konrad der Nußberger zu Kollnburg das Dorf
Blaibach, welches er vom verstorbenen Peter Chamerauer erworben hatte, an die
Brüder Peter und Ulrich die Chamerauer.1 Am 27. September 1446 hatten die Brüder
Heimeran II, Albrecht XV. und Heinrich VI. vor dem herzoglichen Hofgericht in
München gegen Ulrich v. Chamerau wegen einer Schuld von 2000 ungarischen Gulden
Klage erhoben. Für diese hatten sie dem verstorbenen Peter Chamerauer, der mit
ihrer Cousine Barbara, der Tochter ihres Onkels Albrecht IV. Notthafft v.
Wernberg, verheiratet gewesen war, Bürgschaft geleistet. Nach einem früheren
Spruch hätte ihnen dafür das Schloss Chamerau übergeben werden sollen, was aber
bisher nicht geschehen war. Das Hofgericht entschied, dass der Herzog als
Landesfürst dafür sorgen solle, dass den Brüdern das Schloss Chamerau übergeben
werde. Am 27. Juli 1448 endlich übergab ihnen Herzog Albrecht verschiedene, zum
Schloss Chamerau gehörige Güter und Gilten. Darunter die Gilt zu Blaibach.2
1494 war Mathes Präckendorfer im Besitz der Hofmark Blaibach . 1574
verschrieben Endres v. Lambach auf Blaibach und dessen Frau, Margaretha geb. v.
Präckendorf, ihrem Schwager Albrecht Notthafft v. Wernberg auf Altrandsberg für
ein Kapital von 5000 Gulden eine jährliche Gilt von 250 Gulden auf die Hofmark
Blaibach. Fünf Jahre später, am 22. Januar 1579 erhielt dessen Sohn Jeremias
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Das in den Jahren 1604/05 errichtete Herrenhaus der Hofmark Blaibach
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Notthafft v. Wernberg auf Altrandsberg den Burgstall, die Pfarrkirche und die
Hofmark Blaibach aus dem Nachlaß des Endres v. Lambach. Er übernahm dafür alle
auf dem Gut lastenden Schulden und zahlte noch eine Geldsumme an Wolf v.
Präckendorf zu Furth.3 1582 erwarb Jeremias von Rosina v. Stauf, geb. v.
Nußdorf, die benachbarte Hofmark Grub und nannte sich fortan "auf Grueb vnd
Plaibach". Er starb 1605 in Grub und wurde in Chammünster bestattet.4 Am 22.
Juni 1611 verkaufte dessen Sohn Wolf Albrecht die Hofmark Blaibach um 13.900
Gulden und 100 Gulden Leikauf an Christoph Wieninger zu Wissing.5 1616
ertauschte er von Alexander Notthafft v. Weißenstein gegen die Hofmark Grub das
Schloss Hillstett bei Rötz.
Alexander Notthaffts Sohn Friedrich Engelhard verehelichte sich mit Sara
Genovefa Wieninger, wodurch die beiden Hofmarken Grub und Blaibach wieder
vereint wurden. In seinem 1659 errichteten Testament setzte er seine Gemahlin
als Alleinerbin ein. Friedrich Engelhard Notthafft auf Grub und Thalersdorf
starb 1663 als kurbayerischer Rentmeister in Amberg und wurde dort in der
Hofkapelle hinter der Kanzel begraben. Da aus der Ehe keine Kinder
hervorgegangen waren, verkaufte seine Witwe das Hofmarksgut Grub für 4000
Gulden an das Kloster Rott und verwendete das Geld für verschiedene kirchliche
Stiftungen. Das Gut Blaibach fiel nach ihrem 1674 erfolgten Tod laut
testamentarischer Verfügung an Johann Ernst Pelkofer zu Stachesried.6 In den
Händen von dessen Familie befand sich die Hofmark Blaibach noch 1726, als sie
von Michael Wening beschrieben wurde:
"Das Adelich Schloß / vnd Hofmarch Playbach ist von der Pelckhoveruschen an die
Puechleittnerische / vnd von diser widerumben an die Pelckhoverische Familie
kommen. Liget zimblich eben / an dem Regen-Fluß / doch zwischen hohen Bergen
und Wäldern. Ist durchgehends mit seiner Zugehör wol gebauet / vnd in guten
Würden. Vor Alters werden auch die Herren Nothhafft in dessen Besitz gestanden
seyn. Dessen Zeugnuß gibt der Wohnstock / welcher von anderen Gebäuden ganz
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Das Schloßgut Blaibach wie es Michael Wening zu Beginn des 18. Jahrhunderts im
Kupferstich festgehalten hat
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abgesöndert stehet / vnd von Herrn Wolf Albrecht Nothhafft von Wernberg
[Anmerkung: eigentlich gehörte Wolf Albrecht der Bodensteiner/Weißensteiner
Linie der Familie an] auffgefuhrt worden / welches auß folgenden Reimen
abzunemmen:
Im sechzehenhundert vnd vierdten Jahr /
Diß Hauß angfangen zu bauen war:
Und folgends Jahr glücklich vollendt /
Der Allmächtige GOtt sich wend:
Zu allen mit seiner Gnad vnd Seegen /
Die darinn wohnen allweegen:
Un verleyhe ihnen nach diser Zeit /
Die ewige Freud vnd Seeligkeit.
Amen.
Durch mich Wolf Albrecht Nothhafft
von Wernberg.
Diese seynd zu lesen in der vndern Wohnstuben.
Hat einen Schloß-Feldbau / praunes Präuhauß / vnnd vier Weyer / dann auff ein
Stundt lang die Fischerey in dem klein vnd grossen Regen. Die Fruchtbarkeit
bestehet in der Mittelmässigkeit. Anno 1678 ist es völlig neu erbauet / ohne
Zweiffel / weil es in Kriegs-Zeitten verwüstet worden. St. Elisabeth stehet der
allhiesigen Pfarr-Kirchen als Schutz-Patronin vor."7
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Das überwölbte Gastzimmer im Erdgeschoss des Herrenhauses
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1741 erscheint Blaibach wieder in den Händen der Familie Notthafft.8 Johann
Joseph Anton Cajetan Notthafft Freiherr v. Weißenstein hatte die Hofmark aus
dem Besitz des Maximilian Freiherrn v. Pelkofen an sich gebracht. Noch 1747
stritten sich beide Parteien um den Kaufpreis.9 Wie Franz Notthafft Freiherr v.
Weißenstein in seiner Familienchronik berichtet, gehörte zum Schloss Blaibach
damals eine bedeutende Ökonomie. Diese umfasste knapp 318 Tagwerk Wiesen und
Felder, 417 ¾ Tagwerk Wald sowie das Recht zur hohen und niederen Jagd im
Regental. Die Grundherrschaft umfasste 136 Grund- und Gerichtsholden.10
Blaibach war nun mit der Herrschaft Runding vereinigt und teilte deren
Schicksal bis hin zur Zwangsveräusserung im Jahr 1829. Im 19. Jahrhundert kam
das Schloss in bürgerliche Hände; heute dient es als stilvoller Schlossgasthof
mit Restaurant und gemütlich eingerichteten Fremdenzimmern. 1957 brannten die
um 1670 entstandenen Wirtschaftsgebäude ab;11 an ihrer Stelle steht heute ein
sich in das historische Ensemble einfügendes, im Inneren modern eingerichtetes
"Bettenhaus".
Harald Stark 04/06
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1
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Max Piendl: Historischer Atlas von Bayern, Landgericht Kötzting, München 1953, S. 38
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2
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FamG II, 146 f.
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3
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Max Piendl. a.a.O., S. 38
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4
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FamG II, 376 f.
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5
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 1038
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6
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FamG. I, S. 433 f.; Max Piendl, a.a.O. 38
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7
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Michael Wening: Beschreibung des Churfürsten- vnd Hertzogthumbs Ober- vnd Nidern Bayrn ... Vierdter Thail, Das Rennt-Ambt Straubing, München 1726, S. 38 f.
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8
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Heinz Lieberich: Die Bayerischen Landstände 1313/1340-1807, München 1990, S. 107
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9
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FamG I, 564, BayHStA. München, Notthafft-Archiv Lit. 520
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10
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FamG I, 565
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11
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August Sieghardt: Schloß Blaibach bei Kötzting, in: "Der Bayerwald", 1962, S. 11
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