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Schloss Altrandsberg
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Schon seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert erscheinen die Ramsberger als
Ministerialen der Grafen von Bogen des Hochstifts Passau. Nach dem Aussterben
der Grafen von Bogen 1242 wechselten die Ramsberger in die Ministerialität der
Wittelsbacher. Um 1330 begründete Friedrich der Ramsperger mit dem Bau der Burg
Neurandsberg bei Rattenberg im Landkreis Straubing-Bogen die Linie
Neu-Randsberg. Der in der Gemeinde Miltach im Landkreis Cham gelegene Stammsitz
erhielt zur Unterscheidung den Namen Altrandsberg.1 Für das 14. Jahrhundert
ergeben sich Hinweise auf familiäre Verbindungen zu den Rundingern oder
Chamerauern: Am 12. März 1382 veräußerten Hilprant der Ramsperger zu Ramsperg
und dessen Ehefrau ihren Teil an der Veste Runding um 70 Pfund Regensburger
Pfennige an den Ritter Friedrich Chamerauer zum Haidstein.2 1438 zog Heinrich V.
Notthafft v. Wernberg in einer Fehde wegen der Wiederlösung des Schlosses
Peilstein vor die Burg Altrandsberg.3 Noch 1446 erscheint Jorg Ramsperger zu
Ramsperg als Bürge für Peter und Ulrich Chamerauer.4
Um diese Zeit muss Altrandsberg in den Besitz der Paulsdorfer übergegangen
sein, denn nach Auskunft von Wiguleus Hund nannte sich
Hans Paulstorffer
1445 zum ersten Mal
zu Ramsperg.5
1483 wird die Kapelle St. Michael im Schloss
Altenramsperg
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Der Innenhof des Schlosses, links die Fenster der Schlosskapelle
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erwähnt, deren Kaplanei der Regensburger Domherr Georg v. Paulsdorf inne
hatte.6 Am 22. August 1491 verschrieb Hans Paulsdorfer der Jüngere zu Kürn
seinen Teil am Schloss Altrandsberg seiner Gemahlin Adelheid, geb. v. Aichperg,
der Witwe des Georg Schwarzensteiner, als Widerlegung ihres Heiratsgutes.7 1510
erscheint Hans v. Paulsdorf
zu der Khürn auf alten Rambsperg
als Vitztum in Niederbayern.8 Dieser war mit Anna Notthafft v. Wernberg, der
Tochter Heinrichs mit dem Maal, verheiratet. Im Jahr 1502 leistete sie nach dem
Erhalt ihres Heiratsgutes Erbverzicht gegen ihren Vater
Heinrich Nothafft von Runding
und ihre Brüder.9 Nach den Familienchronisten10 soll Anna mit Wilhelm, dem Bruder
Hans Paulsdorfers verheiratet gewesen sein, doch weist sie der genannte
Erbverzicht eindeutig als Gemahlin des genannten aus. Nach dem Tod Hans
Paulsdorfers im Jahr 1511 erbte Anna Altrandsberg und verheiratete sich in
zweiter Ehe Wilhelm v. Haunsberg.11 Dieser verkaufte Altrandsberg mit Zustimmung
seiner Frau am 17. April 1515 an seinen Schwager Heinrich Nothaft v. Wernberg
auf Runding.12 1527 einigte sich Heinrich Notthafft mit Landgraf Johann v.
Leuchtenberg wegen der Ansprüche, die dessen Pflegsöhne, die Brüder Wladislaus
und Leonhard Grafen zum Hag, wegen der bereits genannten Adelheid v. Aichberg
am Schloss Altrandsberg hatten. Er löste diese durch eine Geldzahlung ab, für
die er am 29. August des genannten Jahres eine Quittung erhielt.13
1533 starb Heinrich Notthafft v. Wernberg auf Runding. In der am 20. Januar
1545 vollzogenen Erbteilung zwischen seinen Söhnen erhielten Niklas und
Heimeran die Herrschaft Runding, während Albrecht Altrandsberg mit der
Herrschaft Haibach zugeteilt bekam.14 Heinrich und sein Sohn Albrecht hatten sich
in den Jahren 1520 bis 1543 insgesamt 33 Mal für die wittelsbachischen
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Schloss Altrandsberg, Kupferstich von Michael Wening
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Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein verbürgt. Die gesamte Schuldsumme, für die
sie Bürgschaft übernommen hatten, betrug 145.172 Gulden sowie 1.500 Taler, ein
Betrag der um die Mitte des 16. Jahrhundert ein enormes Vermögen
repräsentierte. Da die fürstlichen Schuldner nicht zur Rückzahlung dieser
Summen zu bewegen waren, hielten sich die Gläubiger an die Bürgen, die nun
gezwungen waren Stück um Stück ihre Besitzungen zu verkaufen, nur um allein für
die fälligen Zinsen aufkommen zu können. (Die Familie Notthafft und das Haus
Wittelsbach)
Um sich und seinen Erben wenigstens das Gut Altrandsberg zu erhalten, griff
Albrecht zu einem interessanten Mittel. Er veräußerte nämlich Schloss und
Herrschaft
Altenramschberg
am 12. November 1551 an seine Schwiegermutter Eufemia, die Witwe Georg
Castners zu Amberg, und stellte auf diese Weise sicher, dass dasselbe auch
weiterhin in der Familie blieb.15 Trotz des Verkaufes blieb Albrecht auch
weiterhin in Altrandsberg wohnen, denn als er beispielsweise am 2. Januar 1554
dem Veit Rosenhammer die Erbgerechtigkeit an der Taverne an der Haydt
einräumte, schrieb er sich "auf Alten Ramsberg".16 Albrecht Notthafft auf
Altrandsberg und Blaibach starb am 14. Juni 1580 und wurde neben seiner
Gemahlin, Genoveva, geb. Kastner, in Chammünster begraben.
Am 20. Dezember 1580 teilten seine Söhne Jeremias, Hans und Sebald das
väterliche Erbe.17 Während Sebald in Altrandsberg blieb, ließen sich Jeremias
Notthafft in Grub bei Kötzting und Blaibach, sein Bruder Hans aber in
Bernhardswald nieder. Zwei Jahre später verheiratete sich Sebald Notthafft mit
Justina, der Tochter des Jacob v. Fronberg zu Kleinloitzenried. Diese starb
wenige Jahre später und weil die Ehe kinderlos geblieben war, musste Sebald
1588 das "mütterliche Erbe", also das Heiratsgut, den Schmuck und die Kleider
seiner verstorbenen Gattin, an deren Tanten, die Schwestern seines ebenfalls
bereits verstorbenen Schwiegervaters, herausgeben.18 Da auch zwei weitere Ehen
kinderlos geblieben waren, verkaufte Sebald seine Herschafft Altrandsberg
zusammen mit den Hofmarken
Angkenbach
(Auggenbach, Gemeinde Konzell, Landkreis Straubing-Bogen) und Liebenau am 14.
Oktober 1614 für 26.000 Gulden und 200 Gulden Leihkauf an Philipp Ludwig, den
Sohn seines Bruders Hans.19
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Einer der beiden Altäre in der Schlosskapelle zeigt den Hl. Antonius von Padua.
Neben ihm eine Ansicht des Schlosses Altrandsberg um 1740
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Philipp Ludwig Notthafft, der mit Genoveva Schad von Mittelbibrach verheiratet
war, starb jedoch schon ein knappes Jahr nach Abschluß des Kaufes. Sein
einziger Sohn Georg Friedrich war als Kapitänleutnant zu Pferd in Spanischen
Kriegsdiensten und starb 1632 in Mailand, wo er auch begraben liegt. So fiel
die Herrschaft Altrandsberg an den zweiten Gemahl Genoveva Notthaffts, Hans
Christoph v. Berliching (Perlaching). Zwar wurde dieser Erbgang in den Jahren
1644/45 durch den Grafen Johann Heinrich Notthafft v. Wernberg angefochten, da
Altrandsberg ein Bestandteil des Familienfideikommisses gewesen sei.
Schließlich kam es diesbezüglich zu einer gütlichen Einigung.20 Über den
Schwiegersohn des 1668 verstorbenen Christoph v. Berliching, Johann Wilhelm
Podtmoski von Podmokl, gelangte Altrandsberg 1670 kaufsweise an den Freiherrn
Franz v. Closen. Dieser veräußerte Schloss und Herrschaft schon 6 Jahre später
an Hans Wolf v. Leoprechting; in den Händen dessen Familie verblieb
Altrandsberg bis 1847.21
Michael Wening weiß in seiner Beschreibung des Rentamtes Straubing über
Altrandsberg folgendes zu berichten: "Diß Schloß habe[n] als Besitzer die von
Leoprächting / dazu gehören nachfolgende Hofmarchen / Alten-Ramsperg /
Oberdorff / Liebenau / Hardt vnnd Auckubach / deren die erstere drey
gleichfalls dem Landgericht Kötzting / die letztere zwey aber dem zu Mitterfelß
zugethan. Das Schloß wurd vor etlich Jahren zweymahl auff den Grund durch das
Feur verderbt / stehet aber widerumb also außgebessert / vnd zugericht / daß
darinnen zu wohnen ist. Die dabey befindliche Schloß-Capell hat zum
Schutz-Heiligen den grossen Himmels-Fürsten den heiligen Ertz-Engel Michael.
Die in dem Dorff Hardt befindliche Capell St. Antonii von Padua erkennet die
Leoprechtingische Familie für Erbauer vnd Stüffter / wird von Herrn Pfarrer zu
Rottenberg versehen.
Im 19. Jahrhundert ging das Schloss Altrandsberg in bürgerliche Hände über. Am
11. November 1895 wurde es aus dem Besitz von Ignatz Grünhut um 4800 Reichsmark
von der Gemeinde erworben. Im 20. Jahrhundert diente es als Schule, Armenhaus,
Gemeindekanzlei und auch Mietwohnungen wurden darin eigerichtet. Wie die
"Altbayerische Heimatpost" am 25. November 1991 berichtete, wurden "bei
früheren Umbauarbeiten in der Schloßkirche unter dem Fußboden Steinsärge
entdeckt, die aber, um die Ruhe der Toten nicht zu stören, ungeöffnet blieben."
Nach einer durchgreifenden, denkmalgerechten Sanierung ist das Schloß wieder
zum Schmuckstück geworden. Heute beherbergt es das "Haus des Gastes", den
Kindergarten St. Michael und eine 1998 eröffnete Weltkunstausstellung. Die
sehenswerte Schlosskirche St. Michael wird von der Pfarrei Moosbach versehen.
Harald Stark 05/06
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1
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Bernhard Ernst: Burgenbau in der südöstlichen Oberpfalz vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit, Teil II, Büchenbach 2003, S. 18 f.; Max Piendl: Historischer Atlas von Bayern - Das Landgericht Kötzting, München 1953, S. 41
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2
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 118
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3
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FamG II, S. 109 f.
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4
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 428
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5
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Wiguleus Hund: Bayrisch Stammen Buch, Teil II, Ingolstadt 1586, S. 215
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6
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 632
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7
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 676
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8
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 750
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9
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 720
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10
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BayHStA. München, Notthafft--Lit. 902b, S. 120
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11
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BayHStA. München, Notthafft--Lit. 903, fol. 93r
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12
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 771
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13
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 818
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14
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 875
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15
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 895
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16
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 903
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17
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 962
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18
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 981 ½
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19
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BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 1054; BayHStA. München, Notthafft-Lit. 903, fol. 47
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20
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BayHStA. München, Notthafft-Lit. 903, fol. 98; BayHStA. München, Notthafft-Lit. 5; Heinz Lieberich: Die Bayerischen Landstände, München 1990, S. 137
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21
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Bernhard Ernst: Burgenbau in der südöstlichen Oberpfalz vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit, Teil II, Büchenbach 2003, S. 20.; Max Piendl: Historischer Atlas von Bayern - Das Landgericht Kötzting, München 1953, S. 41 f.
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22
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Michael Wening: Beschreibung des Churfürsten- vnd Hertzogthumbs Ober- vnd Nidern Bayrn ... Vierdter Thail, Das Rennt-Ambt Straubing, München 1726, S. 36
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